Rekorde, Höchstleistungen und Bestmarken, die Supersportwagenwelt geht derzeit wieder auf Rekordjagd. Erst vergangene Woche untermauerte Koenigsegg seinen bisherigen 0-400-0 Weltrekord. Die schwedischen Supersportwagenbauer sind in Sachen Start-Topspeed-Stopp derzeit die unangefochtenen Spitzenreiter.
Bugatti Chiron Weltrekord 490,48 km/h
Aber auch ein anderer Supersportwagenbauer machte bereits vor einigen Tagen mit einem absoluten Top-Rekord auf sich aufmerksam. Denn ein Bugatti Chiron brach mit dem Bugatti-Markenbotschafter Andy Wallace einen neuen Geschwindigkeitsrekord. Er beschleunigte auf der niedersächsischen Testrecke in Ehra-Lessien seinen Vorserien-Chiron Sport 300+ auf die unglaubliche Geschwindigkeit von 490,48 Kilometer pro Stunde.
Andy Wallace war kurz vor der 500er Marke
Bei dieser Geschwindigkeit legt man einen Kilometer in etwa sieben !!! Sekunden zurück. Nach dem Rekord gab Andy Wallace ein Interview: „Wäre die Strecke länger gewesen, hätte ich eine Sekunde länger auf dem Gaspedal bleiben können. Wir hätten so zwar nicht die 500er Marke geknackt, wären aber vielleicht noch ein paar km/h schneller gewesen. Ich glaube nicht, dass die 490 km/h schon die absolute Höchstgeschwindigkeit des Chiron ist!“
Reifenpartner Michelin gab für die Pneus des Chiron Super Sport eine Freigabe von bis zu 510 km/h. An den vier schwarzen Walzen sollte die Rekordfahrt also nicht scheitern.
Um auf diese Höchstgeschwindigkeit zu kommen, beschleunigte Andy Wallace zunächst auf 200 km/h aus der Nordkurve heraus. Auf der acht Kilometer langen Geraden, gab er dann so richtig Gas und holte den Rekord. Er musste sehr präzise beschleunigen und seine Geschwindigkeit genauestens kalkulieren. Denn die nachfolgende Südkurve musste er wieder mit 200 km/h durchfahren.
Je höher die Strecke, desto weniger Luftwiderstand
Die Teststrecke in Ehra-Lessien liegt 50 Meter über Normalnull, fast auf Meeresspiegel-Niveau. Im Gegensatz zu höhergelegenen Hochgeschwindigkeitsstrecken wie in Nevada liegt der Luftdruck nahe Normalnull bei 1013,25 hPa.
Mit zunehmender Entfernung vom Meeresspiegel wird die Luft dünner, die Anzahl der Moleküle der Luft pro Einheitsvolumen nimmt ab. Grund ist das Luftdruckgefälle in der Atmosphäre, weil die oberen Luftschichtmassen auf den unteren lasten. Unten liegende Luft mit seinen Molekülen wird stärker komprimiert als höher gelegene, der Druck liegt also höher. Ungefähr je 8 Meter sinkt der Luftdruck um etwa 1 hPa. Im Vergleich zu Normalnull beträgt der Luftdruck auf 1.000 Meter nur noch ca. 88 Prozent, bei etwa 890 hPa.
Wenn Luftdruck und Luftdichte also abnehmen, verringert sich auch der Luftwiderstand. Gegenstände wie Autos, Luftschiffe oder Flugzeuge benötigen weniger Kraft. In einer Höhe von 5.000 Meter sinkt die Dichte ca. auf die Hälfte, damit halbiert sich auch der Widerstand. Vereinfacht gesagt, muss das Auto auf Meeresspiegelhöhe mehr Kraft aufbringen, um durch die Luft zu fahren, als wenn es auf rund 1.000 Meter unterwegs wäre.
Vor dem Rekord – Computersimulationen und Windkanaltests
Bevor sich Andy Wallace mit dem Bugatti Chiron Sport auf die Rekordfahrt machte, standen Computersimulationen und Windkanaltests an. „Der kleinste Fehler hätte in einer Katastrophe enden können. Bei der Geschwindigkeit heben normalerweise Flugzeuge ab“, so Andy Wallace weiter. Verstärkte Reifen, eine spezielle Sicherheitszelle sowie ein Sechs-Punkt-Gurtsystem waren für Wallace somit überlebenswichtige Faktoren.
Die Sonderedition des Bugatti Chiron Super Sport 300+: Eine auf 30 Einheiten erhältliche, limitierte Sonderedition lehnt sich optisch und technisch an das Rekordfahrzeug an. Mit einer Leistung von 1.600 PS übertrifft der Chiron Super Sport 300+ den Chiron um 100 PS. Kostenpunkt: 3,5 Millionen Euro (netto).
Nie zuvor hat ein Serienhersteller solch hohe Geschwindigkeiten erreicht. Bleibt also abzuwarten, in welcher Disziplin der nächste Rekord geknackt wird.